Osborne: Familienbetrieb aus El Puerto de Santa Maria

Sherry

Für seinen Sherry verwendet Osborne die Trauben Palomino Fino und Pedro Ximénez – auch kurz PX genannt. Die für trockene Sherrys gedachte Palomino-Fino-Traube wächst auf den „Albariza“ genannten Kalkböden und in dem von den warmen Levante-Winden aus Nordafrika sowie den salzhaltigen Poniente-Winden vom Atlantik geschaffenem Mikroklima des Sherry-Dreiecks. In der Bodega angekommen, wird die Traube mehrfach gepresst. Die erste Pressung erzeugt den hochwertigsten Most, den sogenannten „mosto yema“. Dagegen wird die Pedro-Ximénez-Traube zunächst im Soleo-Verfahren auf Strohmatten an der Sonne getrocknet, wobei sie mehr als 40 Prozent ihres Wassers verliert. Die danach an eine Rosine erinnernde Traube findet für süße Sherrys Verwendung.

Kernsortiment
Bild: Spirituosen-Journal.de
Kernsortiment
Alle Sherrys
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Alle Sherrys

Der fermentierte Most wird reduktiv oder oxidativ in zu gut drei Vierteln befüllten Fässern ausgebaut. Die 500 Liter großen Fässer aus amerikanischer Weißeiche lagern im Solera-System. Darunter versteht man eine Stapelung von Fässern, die eine regelmäßige Vermählung junger und alter Sherrys erlaubt, was nicht zuletzt zu einer gleichbleibenden Qualität führt. Die Fässer liegen auf mehreren Ebenen – den „Criaderas“ – übereinander, wobei in einem festgelegten Zeitabstand aus der unteren Reihe – der „Solera“ – aus jedem Fass ungefähr ein Drittel abgefüllt und der fehlende Teil aus der darüber liegenden Reihe nachgefüllt wird. Die Fässer werden über Jahrzehnte für die Reifung der Sherrys verwendet, sodass sich in jeder Abfüllung auch sehr lange gereifte Anteile finden lassen. Die Altersangabe eines Sherrys stehen für eine Mindestreifung. Die Lagerhallen in El Puerto de Santa Maria, in denen die Fässer ruhen, sind luftig und lassen die Levante- beziehungsweise Poniente-Winde rein.

Fasslager
Bild: Spirituosen-Journal.de
Fasslager
Solera-Systeme
Bild: Spirituosen-Journal.de
Solera-Systeme

Ein trockener und frischer Fino Sherry wie der Osborne Fino Quinta wird ausschließlich aus dem fermentierten „mosto yema“ und reduktiv unter einer Hefeschicht, dem sogenannten Flor, hergestellt. Die den Sherry vor der Luft abschließende Hefeschicht bildet sich bei einem Alkoholvolumen zwischen 14 und 17 Prozent, das mittels der Hinzugabe von Traubendestillat erreicht wird. Mit einer Alkoholstärke von 15 Prozent ausgestattet, verbringt der Fino Quinta viereinhalb Jahre im Fass. Die Basis des Osborne Coquinero, eines Fino Amontillado, bildet der viereinhalb Jahre Fino Sherry. Auf die reduktive Reifung folgt ein zweijähriger, oxidativer Ausbau. Indem das Alkoholvolumen mittels Traubendestillat auf 17 Prozent gebracht wird, stirbt die Hefeschicht ab. Nach insgesamt sechseinhalb Jahren hat man einen immer noch frischen und trockenen, aber bereits etwas nussigen Sherry.

Der Osborne Bailén zählt zu den Oloroso Sherrys. Diese werden gewöhnlich aus dem fermentierten Most des zweiten Pressvorgangs der Palomino-Fino-Trauben gewonnen. Der Ausbau erfolgt ausschließlich oxidativ mit einem anfänglichen Alkoholgehalt von 17 Prozent. Nach zehn Jahren kommt der trockene, vanillige und nussige Sherry aus den Fässern. Unter der Bezeichnung 10RF führt Osborne einen Medium Sherry, der in erster Linie aus sechsjährigem Oloroso Sherry besteht. Hinzukommt ein kleiner Teil süßer Sherry aus der Pedro-Ximénez-Traube. Das geschmackliche Resultat ist etwas süßlich, mit Aromen von Rosinen und Nüssen. Süßer fällt der Osborne Santa María Cream aus. Der Cream Sherry basiert ebenfalls auf Oloroso Sherry, kommt allerdings mit einem höheren Anteil an Pedro-Ximénez-Sherry daher. Das Reifealter wird auch mit sechs Jahren angegeben. Es zeigen sich weitere Trockenfrüchte.

Das hierzulande aus sechs Qualitäten bestehende Kernsortiment komplettiert der Osborne Pedro Ximénez 1827. Die Bodega stellt den sehr süßen Sherry ausschließlich aus der Pedro-Ximénez-Traube her. Nach sechs Jahren der Reifung ist das Geschmacksprofil sehr süß, nach kräftigen Trockenfrüchten und Kaffee.

Sherry-Auswahl
Bild: Spirituosen-Journal.de
Sherry-Auswahl
Sherry beim Reifen
Bild: Spirituosen-Journal.de
Sherry beim Reifen

Das High-End-Segment wird vor allem mit vier V.O.R.S. – Very Old Rare Sherrys – aus den Kellern der Bodega Pedro Domecq in Jerez de la Frontera bedient. Mit der Übernahme der Bodega im Jahr 2008 gingen die Keller und Fassbestände an Osborne. Zu dem vierteiligen Sortiment zählen 30 Jahre alte Sherrys. Der Amontillado 51-1ª ist ein Amontillado, des sowohl reduktiv als auch oxidativ reifen darf. Hinter dem Capuchino steckt ein Palo Cortado, ein ausschließlich oxidativ gereifter Sherry aus dem „mosto yema“. Als Sibarita wird ein Oloroso Sherry bezeichnet, der mit zwei Prozent eines Pedro-Ximénez-Sherrys angereichert wird. Einen 30 Jahre alten Pedro-Ximénez-Sherry führt Osborne unter dem Namen Venerable. Ein Pedro-Ximénez-Sherry dieses Alters weist eine hohe Viskosität ähnlich Sirup und einen sehr hohen Zuckergehalt von rund 400 Gramm pro Liter auf.

Ferner gibt es eine Rare Collection, die sich aus fünf zwischen 25 und 40 Jahre alten Sherrys aus mehrheitlich über 100 Jahre alten Solera-Systemen von Osborne in El Puerto de Santa Maria zusammensetzt. Die Namen der Qualitäten sind Amontillado Solera AOS, Palo Cortado Solera PAP, Oloroso Solera BC 200, Oloroso Solera India und Pedro Ximénez Viejo.

Auch für den kleinen Geldbeutel werden ein Fino, ein Medium und ein Golden Medium angeboten.