Destille Berlin 2019: Entdeckungen vom Craft Spirits Festival

Entdeckungen

Als Aussteller auf der Destille Berlin 2019 durfte das Freimeisterkollektiv nicht fehlen. Der in Berlin ins Leben gerufene Zusammenschluss auf das Handwerk und Regionalität bedachter Brenner zeigte ein paar Neuheiten wie den inzwischen zweiten Wermut von Lisa Bauer. Der bereits seit Herbst 2018 im Sortiment befindliche Wermut Uhudler 017 wird von der in Fehring in der Südoststeiermark in Österreich ansässigen Winzerin und Brennerin auf der Basis des Weins der eigenen Uhudler-Weinreben gewonnen. Zum Aufspriten verwendet sie ein Destillat, das sie aus dem als anspruchsvoll in der Herstellung und mit Erdbeernoten beschriebenen Wein auf einer Vakuumdestillationsanlage brennt. Zu den Kräutern und Pflanzen für die Mazeration zählen Wermut, Melisse, Süßholz, Orangenblüten, Holunderblüten und Zitronengras. Eine Angabe des Zuckergehalts fehlt. Der Alkoholgehalt beträgt 22 Prozent.

Freimeisterkollektiv Wermut Uhudler 017
Bild: Spirituosen-Journal.de

Ebenfalls neu beim Freimeisterkollektiv ist der Wodka Sangaste 800. Der hinter dem Wodka steckende Sven Ivanov, Inhaber und Brennmeister der Moe Distillery in Estland, verarbeitet ausschließlich aus ökologischem Anbau um die estnische Ortschaft Sangaste stammenden Winterroggen, bei dem es sich nach eigenen Angaben um die heute weltweit älteste noch angebaute Winterroggen-Sorte handeln soll. Das gemahlene Vollkorn wird mit Grünmalz und Bio-Hefe verzuckert und fermentiert. Nach 72 Stunden Gärung erfolgt der als sehr langsam beschriebene Brennvorgang in einer Kolonnendestille, wobei unterschiedliche Kolonnen für spezielle Trennungsprozesse verwendet werden. Das Destillat mit einem Alkoholgehalt von 96,7 Prozent wird zunächst mindestens sechs Monate gelagert, bevor es mit Quellwasser von der Pandivere Hochebene auf die typisch estnische Trinkstärke von 50 Prozent gebracht wird. Auf eine Filtration verzichtet der Brennmeister.

Freimeisterkollektiv Wodka Sangaste 800
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Erst zu Jahresanfang nahm das Freimeisterkollektiv drei neue Geiste der österreichischen Destillerie Georg Hiebl in sein Sortiment. Freimeister Georg Hiebl, der bereits für zahlreiche Kräuter- und Gewürzgeiste verantwortlich zeichnet, kreierte zuletzt nicht nur einen Tellicherry-Pfeffer-Geist, sondern auch einen Nanaminze-Geist und einen Echten-Koriander-Geist. Die Geiste-Range des Freimeisterkollektivs soll sich vorrangig an Bartender und Mixologen richten, die ihren Drinks intensive und nicht alltägliche Noten verleihen möchten. Die Alkoholvolumina liegen bei 40 respektive 41 Prozent.

Freimeisterkollektiv Georg Hiebl Geiste
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Eine Premiere feierte der Winzerhof Saupp in Hagnau am Bodensee in Baden-Württemberg mit einer Reihe von fassgereiften Bränden. Destillateur Jörg Saupp präsentierte am Stand seine neuesten Kreationen: einen Tresterbrand aus dem ehemaligen Barriquefass, einen Weinhefebrand aus dem ehemaligen Brandyfass, einen Zwetschgenbrand aus dem ehemaligen Rumfass, einen Apfelbrand aus dem ehemaligen Bourbonfass und einen Birnenbrand aus dem ehemaligen Tequilafass. Die Alkoholvolumina liegen zwischen 38 und 43 Prozent.

Saupp Hagnau fassgereifte Brände
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Die Brennerei Marder in Albbruck-Unteralpfen im Schwarzwald in Baden-Württemberg brachte vor allem ihre Brände und Geiste nach Berlin mit. Obwohl das Sortiment bereits dutzende Qualitäten umfasst, waren auch dieses Mal wieder zwei Neue dabei: Zum einen ein Blutorangengeist, zum anderen ein Bohnapfel-Apfelbrand ohne Filtration. Der Alkoholgehalt liegt jeweils bei 40 Prozent. Außerdem stellte Destillateur Stefan Marder seinen noch recht neuen Marder Wodka aus. Dieser vereint ein dreifach gebranntes Roggendestillat mit einem Teil Malzbrand. Die Alkoholstärke beträgt 42 Prozent.

Marder Blutorangen-Geist
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Marder Bohnapfel-Apfelbrand
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Marder Wodka
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Little Crab Rheingau Riesling Wermut heißt ein Gemeinschaftsprodukt der Winzerin Christin Jordan aus Martinsthal im südhessischen Rheingau-Taunus-Kreis und des Destillateurs Lars Erdmann der Destillerie Kohler in Stuttgart. Der erst Mitte 2018 lancierte Wermut auf gereiftem Riesling, der neben Wermut auch mit Kamille, Anis, Lavendel sowie sizilianischen Blutorgangen aromatisiert wird. Mittels eines Destillats von Lars Erdmann erfolgt das Aufspriten auf 17 Prozent. Wie umfangreich die Süße ausfällt, ist nicht bekannt.

Little Crab Rheingau Riesling Wermut
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Im Spätjahr 2018 kam der Paranubes Rum nach Deutschland. Dieser spezielle Aguardiente de Caña stammt von Jose Luís und seiner kleinen Familienbrennerei innerhalb der Sierra Mazateca im Norden des mexikanischen Bundesstaats Oaxaca. Der Destillateur, in dritter Generation und seit 35 Jahren aktiv, setzt für seinen Rum auf den Saft von vier verschiedenen Zuckerrohrsorten, die von Hand geerntet werden. Die Fermentation ohne Wasser, Hefe oder Zusatzmittel erfolgt in Kiefernholzbottichen und dauert 48 Stunden an. Jose Luis entnimmt jedes Mal nur die Hälfte und füllt mit frischem Saft auf. Alle vier Monate wird der Bottich vollständig geleert und gereinigt. Erneut gestartet wird die Fermentation durch gekochte Mesquitebaumrinde oder Ananasschalen. Bei der Destillation in einer mit offenem Feuer und ohne Messinstrumente betriebenen Copper Column Still mit sechs Böden entstehen Aguardiente unterschiedlichen Alkoholvolumens, sodass die gewünschte Trinkstärke mittels Blendens und ohne Wasser eingestellt werden kann. Außerdem werden neben dem Herzstück des Destillats auch Teile des Vorlaufs verwendet. Das finale Alkoholvolumen für den europäischen Markt liegt bei 54 Prozent. Eine Fassreifung erfolgt nicht.

Paranubes Rum
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Eigens für die Destille Berlin 2019 kamen die Macher des Xila Licor de Agave 7 Notas aus Mexiko angereist. Hillhamn Salome, Gründerin der von Frauen betriebenen Destileria Flor de Luna in Mexico City, schenkte den Messebesuchern persönlich den Likör aus. Das Aushängeschild der Brennerei vereint Mezcal mit den Aromen von Ananas, Lavendel, Ancho-Chili, Hibiskusblüte, Nelke, Zimt und Schwarzem Pfeffer. Das Alkoholvolumen beträgt 20 Prozent.

Xila Licor de Agave 7 Notas
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An einem weiteren Stand gab es die Tequilas von Terralta und G4. Hinter den beiden hierzulande noch kaum bekannten Marken steckt die in der Stadt Jesús María im Hochland des mexikanischen Bundesstaats Jalisco gelegene Destillerie El Pandillo, die von Felipe Camarena gegründet wurde und geführt wird. Der Destillateur gehört der dritten Generation der für ihre Tequilas bekannten Familie Camarena an, die die Familienbrennerei La Alteña betreibt, in der Felipe bis zur Gründung seiner eigenen Brennerei arbeitete und das Handwerk lernte. Hinter den Terralta Tequilas steckt Felipe Camarena selbst, während seine Söhne als vierte Generation der Familie für die G4 Tequilas mitverantwortlich zeichnen. Die Ranges beider 100% Agaven Tequilas setzen sich aus einem Blanco, einem Reposado, einem Anejo und einem Extra Anejo zusammen. Alle eint ein Alkoholvolumen von 40 Prozent.

Tequilas Terralta und G4
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Noch mehr Mexiko war mit dem Brand Mezcalosfera by Mezcaloteca vertreten. Unter dieser Marke exportiert die Bar „Mezcaloteca“ in Oaxaca City im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca die Mezcals kleiner und oft abgelegener Brennereien. Die sehr kleinen und raren Abfüllungen prägen vielfältige Agavensorten, traditionelle Herstellungsmethoden und individuelle Alkoholvolumina. Auf den Flaschenetiketten werden überdurchschnittlich viele Informationen über Mezcalero, Herkunft der Agaven sowie Herstellung abgedruckt.

Mezcalosfera by Mezcaloteca
Bild: Spirituosen-Journal.de

Auch das in Berlin ansässige Unternehmen Ringsherum nutzte die Destille Berlin 2019, um seine aus Mexiko importierten Spirituosen auszustellen. Darunter befand sich die hierzulande noch kaum bekannte Spirituose Sotol in Form der Marke La Higuera Sotol. Verarbeitet werden keine Agaven, sondern die verwandten Dasylirien. Master Sotolero Gerardo Ruelas in Aldama im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua stellt drei verschiedene Sotols aus je einer anderen Dasyliriensorte her: La Higuera Wheeleri, La Higuera Cedrosanum und La Higuera Leiophyllum. Die Herstellung ähnelt sehr der von Mezcal. Die chargenweise variierenden Alkoholvolumina werden händisch eingetragen und liegen zwischen 47 sowie 51 Prozent.

La Higuera Sotol
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Mit dem Lobo de la Sierra zeigte Ringsherum außerdem einen Raicilla für Einsteiger. Destillateur Gerardo Pena stellt diesen Raicilla, praktisch einen Mezcal aus dem mexikanischen Bundesstaat Jalisco, auf der Basis der Agave Maximiliana her. Abgefüllt wird mit einem Alkoholvolumen von 40 Prozent. Darüber hinaus zeichnet der in Mascota ansässige Gerardo Pena für weitere Raicillas verantwortlich.

Lobo de la Sierra Raicilla
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